Das Hör-Theaterstück „Aus der Zeit“ stellt anhand von Lockdown-Tagebüchern die Frage: Wie gehen wir um mit Krisen, die unser Leben in den Grundfesten erschüttern - als Gesellschaft, privat oder in unseren Berufen.
Eine Frau verliert ihren Job, bei einer anderen geht eine zwanzigjährige Beziehung in die Brüche. Eine Frau weiß vor Glück nicht, wohin mit all der freien Zeit, eine Medizinerin weiß nicht, woher sie die Kraft nehmen soll, Tag für Tag weiter zu machen. Über das erste Jahr ihres Lebens mit Corona haben vier Menschen Audio-Tagebücher geführt – bewegend oder skurril, verzweifelt und manchmal mit Galgenhumor. Aus diesem Material entstand unter der Regie von Lykke Langer „Aus der Zeit“. Drei Frauen, zwei aus Leipzig, eine aus Dresden und ein Mann bringen hier autobiografisches und dokumentarisches Theater auf die Bühne: Die Theaterkompagnie Feine Essenz AG um Lykke Langer lässt das erste Corona-Jahr noch einmal auferstehen und staunt über all die Dinge, die damals noch ungeheuerlich wirkten und die uns heute zur Normalität geworden sind.
Das Hör-Theaterstück ist eine Mischung aus Hören und Sehen, Fühlen, Zurückerinnern und Staunen. Audios vermischen sich mit der Bühnenperformance zu einer sehr
ungewöhnlichen Theaterform.
Im Anschluss an die Vorstellungen findet jeweils ein
Publikumsgespräch mit dem Team
und den Darstellerinnen statt.
Es sprechen und spielen:
Eva Klatte, Josefine Pintaske, Marlen Prescher & Marco Kioto
Konzept & Regie: Lykke Langer
Dramaturgie: Alexander Schmidt
Künstlerische Mitarbeit: Josefine Pintaske
Projektassistenz & Technik: Caspar Langer
Zum Hintergrund:
„Mit Beginn des ersten Lockdowns, im März 2020, habe ich mit verschiedenen Menschen
angefangen, Audio-Tagebücher aufzunehmen. Sie erzählen darin, wie sie diese
außergewöhnliche Zeit erlebt haben. Sie sprechen über ihren Alltag, ihre Ängste, Wünsche
und Hoffnungen. Über Arbeit, Schule und Privates. Sehr authentisches und bewegendes
Material ist dabei entstanden.
Ausschnitte der Tagebücher wurden im März 2021, also zum ersten Jahrestag der
Pandemie, bei MDR Kultur gesendet. Jetzt, wo sich zum zweiten Mal der Beginn der
Pandemie jährt, wird das Material in deutlich größerem Umfang Grundlage für einen
autobiografischen und dokumentarischen Theaterabend. Dafür habe ich die Tagebücher
von drei Frauen (2x aus Leipzig, 1x aus Dresden) ausgewählt, die auf der Bühne
dargestellt werden sowie die Tagebücher eines Mannes, die über Audio eingespielt
werden. Die Tagebücher erzählen vom ersten Jahr der Pandemie, also von Frühjahr 2020
bis Frühjahr 2021 und natürlich werfen wir zum Schluss einen Blick zurück von Heute
und Hier aus.
Was entstand, ist ein Hörtheaterstück - also eine Mischung aus Hören, Sehen und Fühlen -
und Rückerinnern, Staunen. Die Audios vermischen sich mit dem, was auf der Bühne
passiert zu einer ganz besonderen Theaterform.
Ein Abend, an dem sowohl Tragik als auch Irrwitz, Überforderung und ein Sich-ins-
Unabänderliche Fügen erlebbar werden sollen. Die inhaltliche Spannung speist sich unter
anderem aus den unterschiedlichen Lebenssituationen der Frauen: Eine Medizinerin
erzählt von ihrem Praxis-Alltag, eine Angestellte, deren Unternehmen durch die Pandemie
schließen musste und eine berufstätige Mutter von zwei Kindern. Besonders die
Lebensbedingungen und die Arbeitsbedingungen von Frauen haben in der Pandemie
gelitten. So hat sich unter anderem die Care-Arbeit für viele Frauen vervielfacht, ohne
dass es dafür einen Ausgleich gab. Auch davon erzählt das Stück.
Die Pandemie hat Spannungsfelder eröffnet und größer werden lassen, mit denen die
Gesellschaft jetzt umgehen muss. Davon soll die Inszenierung erzählen, sie soll nicht
explizit werten, sondern den ZuschauerInnen die Möglichkeit geben, ihr eigenes
(traumatisches) Erleben zu reflektieren und eigenen Standpunkte zu überprüfen.“ (Lykke Langer)