From the artist who brought to you „Der deutschen Mutter“, die trans*feministische Performance, die 2023 zum Publikumserfolg wurde. Erneut wird der Diskurs in eine Achterbahnfahrt aus Abgründen und Galgenhumor gegossen: Ein Jugendlicher namens Johnny beginnt die Transformation zum Walross, unterstützt von seiner Mutter Silvie und der Walross-Community im Leipziger Zoo. Er ist konfrontiert mit den Irrungen und Wirrungen in Medizin und Bürokratie, sucht aber eigentlich nur nach einer Community. Währenddessen kämpfen die Walrossfeinde Martin Wels und Janine Bückling im Schloss von Connewitz um das Recht der Menschen, die Walrösser auszugrenzen. Wird Johnny seinen Platz in dieser Welt finden?
Mit fabelhaften Kostümen (Fuguero) und mitreißenden Songs werden Frederik Müller (Performance) und Ben Osborn (Musik) dafür sorgen, dass den Zuschauer_innen das Lachen im Halse stecken bleibt.
Im Stück „Ich bin das Walross“ leben trans Personen als Walrösser im Leipziger Zoo und werden von den Menschen abgesondert. In dieser Welt sind trans Personen tierhafte Projektionsflächen. Zwei Performer_innen führen durch die Geschichte, inkl. Audiocollage aus Hyperpop und Meeresrauschen.
Hintergrund:Vor einigen Jahren veröffentlichte der rechte Youtuber Matt Walsh das Bilderbuch „Johnny the Walrus“, das in der US-amerikanischen rechten und christlich-fundamentalistischen Szene als Meisterwerk gegen die „Transgender-Ideologie“ gefeiert wird. Darin wird der kleine Johnny von den Erwachsenen dazu gedrängt, zum Walross zu „transitionieren“, bis sie ihn am Schluss im Zoo aussetzen. Das Buch kletterte 2021 bei Amazon in die Verkaufscharts - in der Sektion LGBTQ.
Diese drastische Metapher ist Inspiration für „Ich bin das Walross“. Ein Mensch ist in diesem Stück jemand, dem Teilhabe, Zugehörigkeit, Würde und gewisse Rechte zuerkannt werden. Mit der Transformation zum Walross kann eine Person all das verlieren. Sie wird ästhetisch abgewertet, zum sexuellen Objekt gemacht, ausgegrenzt. Die Walrösser navigieren dementsprechend das Objekt-Sein im Verhältnis zur eigenen Sexualität, in der sie sich natürlich als subjekthaft empfinden, die Projektion auf sich dabei aber nie ausblenden können. Mit der Metapher des Walross wird sich eine entmenschlichende Darstellung von trans Personen angeeignet. Anstatt sich dagegen zu wehren („Wir sind gar nicht hässlich und monströs!“), zeigen wir das Innenleben hässlicher und monströser Wesen. Inhaltlich wird der Verschwörungsmythos der „Transgender-Ideologie“ aufgegriffen und bearbeitet.
Im Stück wird auch die reale Geschichte der Menschenschauen des Leipziger Zoo benannt. Die von Matt Walsh in seinem Kinderbuch vorgenommene Erzählung über trans Personen als Zootiere, die die historische Wirklichkeit jener kolonialrassistischen Praxen verschleiert, wird dekonstruiert.
Es spielen:
Frederik Müller (Performance) & Ben Osborn (Musik)Text & Regie:
Frederik MüllerDramaturgie:
MalisakijKostüm & Bühnenbild:
FugueroMit Unterstützung von
Leipzig Postkolonial und
Anna ObengInhaltswarnung: Das Stück thematisiert Diskriminierungs- und Unterdrückungserfahrungen, Selbsttötungsfantasien, Tierleid, Kolonialrassismus, Transfeindlichkeit, Misogynie & Gewalt in Beziehungen.
Die Vorstellung findet in deutscher Lautsprache statt. Der Aufführungsraum ist nur über eine Treppe erreichbar. Es gibt all Gender Toiletten.Probenfotos von "Ich bin das Walross"
Bilder: _copyright by Leo Powers