"Aprilkinder“ - Eröffnungsabend der 9. Kurdischen Filmtage Leipzig
Bild: _copyright by zero one film
Ehemals geflohen vor Gewalt und Armut in der Türkei ist das Leben
einer deutsch-kurdischen Familie in Hamburg Ende der 90er voll von
Ambivalenzen. Für die Eltern bedeutet es neben der relativen
Sicherheit vor allem Isolation, Sprachlosigkeit und Ängste, für ihre
Kinder Cem, Mehmet und Dilan, neben all der kapitalistischen
Ausbeutung, rassistischen Stigmatisierung und Kriminalität auch die
Chance auf persönliche Freiheiten und Entfaltung. Als Cem in einem
Nachtklub die Sexarbeiterin Kim kennenlernt und sich beide
ineinander verlieben, wird nicht nur die kulturelle Erwartungshaltung
der Familie torpediert, sondern auch der Cem von der
Mehrheitsgesellschaft zugewiesene Platz ins Wanken gebracht. Zu
einer Zeit, als Multiplex-Liebesgeschichten wie "Armageddon" und
"Titanic" die deutschen Kinos dominierten und die Nazigewalt der
90er in "American History X" heroisiert und ausgelagert wurde,
ging dieses mitreißend gespielte und subtil nuancierte,
postmigrantische Gesellschaftsporträt weitestgehend unter. Im Jahre
2025, in der Abschottung und Rassismus zur deutschen Leitkultur
erklärt werden, bekommt dieser Film, frisch digitalisiert, zur rechten
Zeit wieder etwas mehr Sichtbarkeit. Das dokumentarisch anmutende Drama von Yüksel Yavuz gewann 1999 den Max Ophüls Publikumspreis. (Yavuz, DE 1998 – FSK 12 – OdmU)
Mit anschließendem Podiumsgespräch zwischen Regisseur Yüksel Yavuz & Dr. Özgür Çiçek(Universität Amsterdam).