Wir verstehen unseren Kulturbetrieb als Nachbarschaftstheater. Innerhalb der im Wandel begriffenen Strukturen des Stadttheaters leisten wir damit echte Pionierarbeit. Unser Ansatz verbindet Elemente von community art der OFF-Szene mit soziokulturellen Elementen einer institutionalisierten Theaterbühne. Dazu inspiriert haben uns vor allem Rotterdams Wijktheater und die Bürger:Bühne des Staatsschauspiel Dresden. Entwickelt haben wir unsere Ideen während der Jahre des Leipziger Arbeitslosentheaters und unserer politischen und soziokulturellen Arbeit von 2007 bis 2014. Und es war die zauberhafte Magie vieler unvergesslicher Theaterabende jener Zeit, die uns motivierte, eine feste Bühne ergänzend zu den bestehenden Strukturen in Leipzig neu zu gründen.
Es sollte ein besonderer Ort entstehen, fein abgestimmt auf die Bedürfnisse der vielfältigen Leipziger OFF-Szene mit ihren zahllosen ziehenden Laien- und Amateurtheatergruppen. Und gleichzeitig sollte es auch ein Ort werden, der sich in besonderer Weise öffnet und einlädt, ihn mitzugestalten. Hierfür brauchte es möglichst hierarchiearme Mitbestimmungsstrukturen und niederschwellige Angebote. Selbstverständlich auch, dass ein solcher Ort nicht wie ein Ufo einfliegen und Kultur einfach “importieren” konnte. Vielmehr musste er aus der vorhandenen Szene heraus, Hand in Hand mit den lokalen Akteur:innen entstehen, um ausreichend Resonanz innerhalb der Nachbarschaft und in den zahlreichen Zielgruppen zu erzeugen. Und er musste in einem Umfeld wachsen können, ohne mit anderen Theaterstrukturen in Konkurrenz zu stehen.
Im Leipziger Osten, in der Konradstraße 27, im Gebäude des ehemaligen Gründerzeit-Kinos “Ost-Passage Theater” konnten wir unsere Träume seit der Eröffnung 2018 dann Stück für Stück verwirklichen. Heute ist unsere Nachbarschaftsbühne eine wichtige, gut vernetzte Kooperationspartnerin innerhalb der Leipziger Kulturlandschaft und bietet vielen Gruppen und Künstler:innen eine Bühne zum Anfassen. Damit wollen wir unseren Teil dazu beitragen, dass das Schauen und Spielen, dass die Theaterkunst mit ihrer unerschöpflichen Kraft zur Imagination und ihrem herausragenden Potential zur Abbildung sozialen Handelns auch in Zukunft ein fester Bestandteil der Bildung quer durch alle Bevölkerungsschichten ist.